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Kinderkrankheiten: kein Kinderkram

Bildquelle: unsplash

Kinderkrankheiten: kein Kinderkram

Mutter und Tochter schauen lachend unter der Bettdecke hervor

Die Krankheiten

Die folgenden Erkrankungen werden fast alle durch Viren übertragen. Einzige Ausnahmen sind Scharlach und Keuchhusten, beides Bakterieninfektionen.

Wer mit dem Masern-Virus in Berührung kommt und nicht immun ist, wird auf jeden Fall innerhalb von acht bis 14 Tagen krank. Die Erkrankung schwächt das Immunsystem.

Die Viren, die Mumps (Ziegenpeter) auslösen, befallen in der Regel die Speicheldrüsen. Sie können jedoch auch auf andere Drüsen (darunter auch die Keimdrüsen) übergreifen.

Röteln verlaufen meist harmlos – mit einer Ausnahme: Eine Erkrankung in den ersten vier Monaten der Schwangerschaft kann zu schweren Missbildungen des Kindes führen.

Windpocken sind ebenfalls gefährlich in der Schwangerschaft. Wer sie einmal hatte, kann zudem später Gürtelrose bekommen, weil die Viren in den Nervenbahnen überleben können. Der Virus kann über den Wind meterweit verbreitet werden (deshalb der Name).

Scharlach erkennt man an der erst weißen, dann himbeerroten Zunge. Er wird mit Antibiotika behandelt.

Krupphusten äußert sich in bellendem Husten mit Atemnot. Keuchhusten (Pertussis) ist an Anfällen mit Atemnot und kurzen, schnellen Hustenstößen zu erkennen.

Die Gefahren

Kinderkrankheiten muss man als Kind einmal gehabt haben, denken viele. Dahinter steckt ein richtiger Gedanke – und ein schwerer Irrtum!

Der richtige Gedanke: Die sogenannten Kinderkrankheiten verlaufen bei Erwachsenen häufig schwerer als bei Kindern. Es kommt bei Erwachsenen auch häufiger zu gefährlichen Komplikationen. Richtig ist auch: Kinderkrankheiten, die durch Viren ausgelöst werden (Masern, Mumps, Röteln, Windpocken, Keuchhusten), bekommt man in aller Regel nur einmal im Leben – danach ist man immun.

Der Irrtum: Man braucht die Erkrankung, um diesen lebenslangen Schutz herzustellen. Tatsache ist jedoch: Eine Impfung, die es gegen die meisten Kinderkrankheiten gibt, ist genauso wirksam. Ihr Vorteil: Die Krankheit bricht gar nicht erst aus, kann also auch keine Komplikationen verursachen.

Und die möglichen Komplikationen sind nicht ohne. Dies sind seltene, aber mögliche Folgen der "Kinderkrankheiten":

  • Masern: Hirnentzündung, die zu bleibenden Schäden oder gar zum Tod führen kann.
  • Mumps: Unfruchtbarkeit bei Männern; Hirnentzündung.
  • Windpocken: tödlicher Verlauf bei immungeschwächten Patienten.
  • Keuchhusten: tödlicher Verlauf bei Säuglingen, Hirnschäden durch Sauerstoffmangel während der Hustenanfälle.

Was tun im Fall des Falles?

Masern: Zum Arzt, denn durch die Schwächung des Immunsystems können bakterielle Entzündungen hinzukommen. Bettruhe ist angesagt, Fiebersenkung durch Wadenwickel erst ab 39,5 Grad. Tritt eine Bindehautentzündung auf, sollten Sie das Kinderzimmer abdunkeln.

Mumps: Strenge Bettruhe, warme Umschläge um die Wangen. Weiche Nahrung (Brei, Suppe) erleichtert das Schlucken, am besten mit Strohhalm. Unbedingt zum Arzt, wenn starke Kopfschmerzen und Nackensteife hinzukommen.

Röteln: Bettruhe und viel trinken lassen. Vorsichtshalber den Arzt informieren.

Windpocken: Bettruhe in den ersten Tagen, Puder und Lotionen gegen den Juckreiz. Sie sollten Ihrem Kind die Fingernägel kurz schneiden, damit es die Pusteln nicht aufkratzt. Die Kleidung häufig wechseln, damit sich die Bläschen nicht durch Bakterien infizieren.

Juckreiz im Mund kann durch Spülungen mit Kamillentee gelindert werden. Auf keinen Fall dürfen Schmerzen oder Fieber mit dem Wirkstoff ASS (z.B. Aspirin) bekämpft werden, weil dadurch lebensgefährliche Komplikationen möglich sind!

Scharlach: Auf jeden Fall zum Arzt, damit die Infektion bekämpft wird. Viel trinken lassen und täglich die Bettwäsche wechseln. Zur Linderung der Hautbeschwerden ab dem dritten Tag einmal täglich für zehn Minuten in lauwarmem Wasser baden.

Krupphusten: Bei Verdacht zum Arzt.

Keuchhusten: Bei Verdacht zum Arzt; vorher dort anrufen: Der Arzt muss vorsorgen, damit Ihr Kind im Wartezimmer nicht andere Kinder ansteckt! Bettruhe ist nicht zwingend, aber der Aufenthalt in einem warmen Raum mit hoher Luftfeuchtigkeit (mindestens 40 Prozent). Halten Sie Ihr Kind von anderen Kindern fern, insbesondere von Säuglingen!

So beugen Sie vor

Eine mögliche Vorsorge, gerade wenn Ihr Kind in letzter Zeit häufig von einer Infektion betroffen war, ist eine allgemeine Stärkung des Immunsystems. Dazu gehört z.B. eine ausgewogene Ernährung mit vielen Vitaminen und Spurenelementen. Häufiges Spielen im Freien aktiviert die Abwehr durch die Kombination von frischer Luft, Bewegung und Sonnenlicht.

Wassertreten ist eine mögliche Abhärtung für Kinder ab drei Jahren: Die Wanne so hoch mit kühlem Wasser (ca. 20 Grad) füllen, dass die Waden bis zur Hälfte eintauchen. Lassen Sie Ihr Kind eine halbe Minute lang darin im Storchengang herumgehen (alle zwei bis drei Tage).

Der wichtigste Schutz ist jedoch die Impfung. Sie bewahren Ihr Kind dadurch vor möglichen Komplikationen der gar nicht immer harmlosen Kinderkrankheiten. Denken Sie auch an Ihren eigenen Impfschutz und lassen Sie ihn gegebenenfalls auffrischen.

Vollends unverantwortlich ist es dagegen, Kinder absichtlich mit Kinderkrankheiten zu infizieren (Stichwort "Masernparty"). Die riskante Erkrankung schützt auch keinesfalls besser als die Impfung.

Sie sollten auch gegen die für Kinder harmlosen Röteln impfen lassen: Für Ihr Kind mag die Erkrankung zwar harmlos sein, doch in der Zeit der Erkrankung wird es selbst zum Überträger und könnte eine schwangere Frau anstecken. Durch eine Impfung lassen Sie die Übertragungskette abreißen.

Bildquelle fizkes/stock.adobe.com

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